Et. 12: Lungdhen - Namche Bazaar

Die Nacht war - wieder mal - scheisse. Jetzt wo ich das so schreibe, frage ich mich, ob ich überhaupt gute Nächte hatte. Ja, ein paar gab es tatsächlich. Solche, in denen ich sogar etwas träumte. In denen ich das Gefühl hatte, ein paar Stunden zu schlafen. Aber diese Nacht... die war wirklich scheisse. Ich musste sicher 8 Mal aufs Klo! Keine Ahnung warum, aber jedes Mal pinkelte ich ein ganzes Glas Flüssigkeit, keine Ahnung wo das her kam. Dazu musste ich so kräftig husten, dass teils sogar Blut mit heraus kam. Richtig toll. Harry wollte mich jedenfalls schon wieder erwürgen. Tatsächlich kann ich bereits um 22 Uhr nicht mehr schlafen (weil ich ja schon um 14 Uhr im Bett lag) und zähle die Minuten, bis ich endlich aufstehen darf.

Als wir losgehen ist es kalt, rund 3 Grad. Der Weg führt hauptsächlich abwärts. In Thame essen wir zu Mittag. Es ist faszinierend, wie schnell sich die Landschaft wieder verändert. Noch vor kurzem gab es nur braunes Gras und Steine, und hier auf 3400m wachsen plötzlich wieder Sträucher und Bäume, die Leute betreiben Landwirtschaft, überall ist es grün. Geniessen kann ich es mental - körperlich bekomme ich bei jeder leichten Gegensteigung Hustenanfälle mit gelbem Auswurf.

Ich denke, dass Lama Mitleid mit mir hat. In Thamo fragt er, ob wir noch bis Namche weitergehen wollen. So kürzen wir einen Tag ab, aber in Namche lockt wieder ein Stück Zivilisation - die kann ich momentan gut gebrauchen. Eigentlich bin ich k.o., aber ich sage zu. Die letzten Meter habe ich übelst zu kämpfen, immerhin ist die heutige Etappe über 18 km lang.

Aber dann der Hammer: In Namche bekommen wir ein "Deluxe Zimmer"! Ein riesiges isoliertes Zimmer mit einem bequemen Bett, einem grossen Bad, einer westlichen Toilette, und einer warmen Dusche, die funktioniert! Ich glaube, ich war noch nie so dankbar über ein einfaches Hotelzimmer wie an diesem Tag.

Ein letztes Mal auf dem Trek geniessen wir Cappucino und einen Karotten-Schokoladenkuchen - das ist zumindest gut für meine Laune. Gegen diesen Husten war die Höhenkrankheit ein Witz. Harry hat sich nun auch angesteckt und hustet gemeinsam mit mir rum.

Zum Glück wird es morgen relaxter.